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Kritik zum Musica Sacra Konzert „Dark Night“ am 7.05.2023

    In einer anderen Welt des glücklichen Chorgesangs
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    Der als Aushängeschild in der heimischen Chorszene geltende Hard-Chor unter seinem erfinderischen Chorleiter Alexander Koller bestritt am Sonntag in der zum Übergehen vollen Minoritenkirche ein musica-sacra Konzert, das wohl an Einzigartigkeit nicht mehr überraschte, aber mit dem groß angelegten Zweistundenprogramm die Besucher wieder in Staunen versetzt hat. Schon in seiner Zusammenstellung war es außergewöhnlich. Repertoiregrenzen sind ja bei diesem Ensemble ohnehin kein Thema, uns so überwogen Stücke nordischer Herkunft von lebenden Komponisten, bei denen die Sopranistin Berenike Tölle, Sigurd Hennemann am Klavier und das DejaVue Quartett dem Chor assistierten.
    Zum Konzerttitel „Dark Night“ passend, sorgten die Werke für eine Stimmung von dunkelster Nacht bis in helle Himmelsklänge, imaginierend die Schönheit und Schlichtheit der komponierten Landschaften und führend in eine hoffnungsvolle Richtung, wo am Ende des Tunnels das ewige Licht leuchtete.
    „Lux Aeterna“ hieß auch ein Stück aus 1996 von Edward Elgar, dem einzigen verstorbenen, gut bekannten Namen im Programm, eine wunderbare Musik spiritueller und meditativer Versunkenheit. Ähnliche Vorstellungen eines überirdischen Gesangs weckten auch Beiträge von Ola Gjeilo (Jg. 1978) wie „Dark Night of the Soul“, überall ging es um die Unergründlichkeit der Seele durch tief schürfende Melodien. Werke von Peteris Vasks, Vaclovas Augustinas, Olafur Arnalds, Judith Bingham und David Lang waren als weitere Glanzlichter zu hören. Herausragend „Dark Land“ des Komponistenkollektivs Koller/Mandel als formal gekonnt gebautes Triptychon mit Clusterklängen, harmonischen Überlagerungen und Dissonanzen über das Jüngste Gericht und die Suche nach dem Paradies – ein rhythmisch komplexes Zusammenspiel, in dem der Chor sein Potenzial präsentieren konnte. Worauf kann er sich immerfort so traumwandlerisch verlassen? Auf die Leidenschaft des Singens, die Beschwörung des Klanges, das Stimmvolumen und die Neugierde auf Neues in der Tonkunst. Zur Vertiefung der Stimmung konnten die ausgestellten Öl- und Acrylbilder der niederösterreichischen Künstlerin Romy Roiß wesentlich beitragen.
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    von Georgina Szeless
    Oberösterreichisches Volksblatt, am 09. Mai 2023

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